Die islamischen Dachverbände in Deutschland – Vortrag von Kurt Schmalle

Am 17. Oktober 2023 hielt Kurt Schmalle, der schon seit vielen Jahren systematisch die Aktivitäten muslimischer Verbände in der Bundesrepublik untersucht, einen Vortrag in der VHS Bergisch Gladbach.

Vorschaubild Kurt Schmalle

Er informierte in einem anderthalbstündigen Vortrag einen kleinen Zuhörerkreis über den Einfluss islamistischer Organisationen in Deutschland. Dabei legte er interessante Zahlen vor: etwa 33% der Muslime in Deutschland gehören zu Gemeinschaften, die durch einen der drei großen Dachverbände vertreten sind. Er stellte die Verbände im Einzelnen vor.

Die DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) vertritt einige hundert Moscheegemeinden in Deutschland. Sie untersteht direkt der türkischen Anstalt für Religion in Ankara, die wiederum von Präsident Recep Tayyip Erdoğan geführt wird. Die DITIB ist somit das deutsche Sprachrohr der AKP, die das laizistische Weltbild, also die Trennung von Religion und Staat, aufkündigen möchte.

Zuhörerschaft in der VHS Bergisch Gladbach

Die islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) vertritt in der Bundesrepublik die türkisch-islamistische Millî Görüş, die vom Islamisten Necmettin Erbakan in der 70er Jahren gegründet wurden. Da die IGMG unter anderem die Ausbildung von Imamen für deutsche Moscheegemeinden übernimmt, hat sie einen starken Einfluss auf die in Deutschland lebenden Menschen türkischer Herkunft. Erbakan, der in Deutschland studiert hat, war ein bekennender Antisemit. In den 70er und 80er Jahren ging er als Antikommunist bei zahlreichen Politikern in Westdeutschland ein und aus.

Der Zentralrat der Muslime ist die kleinste der drei bekannten Organisationen, durch Präsenz in den Medien aber eine der bekannteren. Der ZMD vertritt nach außen nicht die antisemitischen und feindseligen Haltungen der DITIB und er IGMG. Er stellt sich nach außen als Abbild der „ganzen Vielfalt der Muslime in Deutschland“ dar. Jedoch grenzt sich der ZMD nicht von der Sharia, dem radikalen und antisemitischen Islamismus und von der Hamas ab.

Alle Organisationen gehen letztendlich auf die Muslimbruderschaft zurück, die 1928 von Hasan al-Bannā in Ägypten gegründet worden war. Gemeinsam ist allen Organisationen ihre Ablehnung der Emanzipation der Frauen, der Bekämpfung des Staates Israels und der Trennung von Staat und Religion.

Kurt Schmalle beim Vortrag


In der anschließenden Diskussion berichteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ihren Erfahrung, etwa mit muslimischen Kindern in Schulen. Insgesamt zeigten sich Teilnehmer der Veranstaltung besorgt über die beschriebenen Aktivitäten der Dachverbände und den zum Teil naiven Umgang der deutschen Politik mit diesen Themen. Kurt Schmalle resümierte, dass es keine Islamisierung in Deutschland geben würde, der Einfluss der Verbände jedoch besser kontrolliert werden müsste.