Wie jeden Dienstag – Mahnwache für die Geiseln in Gaza

Stand 28. November 2023 sind immer noch ca. 160 Bürger Israels und anderer Länder in der Geiselhaft der Hamas, irgendwo in Gaza. Bei unserer dienstäglichen Mahnwache haben wir in dieser Woche wieder 160 Namen verlesen müssen. Die Bilder der 160 Entführten hatten wir ausgehängt.

Güven Cöcü von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e. V. setzte sich in seiner Rede für die sofortige Freilassung der Geiseln ein. Petra Hemming vom GTV versprach, die Mahnwachen solange weiter durchzuführen, bis die letzte Geisel frei ist.

Hier Güvens Cöcüs Rede:

Liebe Freundinnen und liebe Freunde,

wir haben uns heute hier zu einer Mahnwache versammelt, um unsere bedingungslose Solidarität in Richtung unserer Freundinnen und Freunde nach Israel zu bekunden und ein Zeichen für die Geiseln zu setzen, die sich noch immer in der Hand der Terrororganisation Hamas befinden. Wir werden nicht schweigen, bis auch die letzte Geisel befreit ist!

52 Tage sind nun seit dem schrecklichen Massaker, der abgrundtiefsten Form des Terrors vom 7. Oktober. 2023 vergangen. Die Terroristen der Hamas sind bis in die Kibbuzim und privaten Häuser der Menschen eingedrungen. Sie haben Zivilisten, Frauen sowie wehrlose Kinder auf die brutalste Weise ermordet und entführt. Die Terroristen der Hamas haben nicht einmal Halt vor Säuglingen gemacht, denn ihr tief verankerter Judenhass und der eliminatorische Antisemitismus, die in ihrer Gründungscharta fest verankert sind, dienen nicht nur der Auslöschung des Staates Israel, sondern des jüdischen Lebens in seiner Gesamtheit.

Zu den perfiden Strategien der Hamas gehört das Ausnutzen der Gaza-Bewohner als menschliche Schutzschilde. Während die israelischen Streitkräfte die Bewohner des Gazastreifens vor den militärischen Operationen gegen die Hamas warnen und auffordern sich in Sicherheit zu bringen, werden die Zivilisten von der Hamas behindert und in die Kampfzonen zurückgedrängt.

Die Terrortunnel, Kommandozentralen, Waffen- und Munitionsdepots werden von der Hamas gezielt unter Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser gebaut. Das Ziel der terroristischen Hamas ist eine Täter-Opfer-Umkehr zu vollführen und sich somit selbst als Opfer darzustellen. Israel soll vor der gesamten Weltöffentlichkeit dämonisiert und das Selbstverteidigungsrecht, welches man jedem anderen Staat in der Welt einräumen würde, ausgehöhlt werden.

Liebe Freundinnen und Freunde, ich spreche hier als Vertreter der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu Ihnen, der sich aktiv gegen Antisemitismus und für das jüdisches Leben einsetzt. Ich spreche zudem als besorgter Bürger dieses Landes zu Ihnen. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass nach dem Massaker vom 07. Oktober auf unseren Straßen hier in Deutschland Süßigkeiten verteilt, gefeiert und antisemitische Hassbotschaften auf offener Straße skandiert wurden. Jüdinnen und Juden müssen Beschimpfungen, Beleidigungen und Gewalt auf unseren Straßen und im Netz befürchten, wenn sie ihre Identität offenbaren. Jüdische Einrichtungen müssen von der Polizei beschützt werden. Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sind sich nicht im falschen Film. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert in Deutschland.

Ich möchte außerdem in Erinnerung rufen, dass Jahrhunderte bzw. Jahrtausende alte antisemitische Stereotype und Legenden über Jüdinnen und Juden den Nährboden für Pogrome und Massaker gebildet haben und im Holocaust gegipfelt sind. Diese antisemitischen Stereotype und Legenden finden wir nicht nur als randständiges Phänomen in den Extremen unserer Gesellschaft, sondern in seinen verschiedenen Spielarten als gesamtgesellschaftlich virulentes Phänomen wieder. Wenn vom Nahostkonflikt die Rede ist, werden genau diese antisemitischen Stereotype und Legenden (re-) aktiviert. Es werden Falschmeldungen unhinterfragt in sozialen Kanälen weitergeteilt.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass wir als Staat, Politik und Zivilgesellschaft eine gemeinsame Verantwortung dafür tragen, diesem Gift des Antisemitismus aktiv entgegenzutreten. Lassen Sie uns dem Antisemitismus gemeinsam die Stirn bieten! Lassen Sie uns unsere Stimme erheben bis auch die letzte Geisel zu Hause in Sicherheit ist!