Ausstellung: „Neues Bauen im Rheinland und in Palästina – Erez Israel“

vom 13.01. bis zum 06.02.2020 im Foyer der VHS Bergisch Gladbach

Die Ausstellung widmete sich der Architekturbewegung „Neues Bauen“ der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt standen Ideen und Bauten von zwei sehr unterschiedlichen Architekten, die in Deutschland und dem Gebiet des heutigen Israel verwirklicht wurden: dem im ostpreußischen Allenstein geborenen Erich Mendelsohn (1887 – 1953) und dem aus Bad Honnef stammenden Josef Rings (1878 – 1957). Außerdem wurden Aufnahmen des Kölner Fotokünstlers Christof Klute gezeigt, der seit Jahren die „White City“ von Tel Aviv dokumentiert, die weltweit größte Siedlung im Bauhaus-Stil, der bekanntesten Strömung des Neuen Bauens.

Die Initiative für diese Doppel-Ausstellung kam vom Bergisch Gladbacher Ganey-Tikva-Verein. Ziel des „Neuen Bauens“ war es, Architektur mit sozialer Verantwortung zu verbinden und den Wohnbedürfnissen des Menschen der Moderne zu entsprechen. Anders als in Mietskasernen sollten auch die unteren Gesellschaftsschichten Sonne, Luft und Licht erleben können. Groß- zügigere Räume wurden durch klare Strukturen, Sachlichkeit und den Verzicht auf Zierrat gewonnen, unterstützt durch neue Werkstoffe wie Beton, Glas und Stahl. Diese ermöglichten Baukasten-Systeme, mit denen schneller, günstiger und vielfältiger gebaut werden konnte.       

Josef Rings hatte, bevor er 1934 wegen seiner jüdischen Frau nach Palästina emigrierte, für die Montanindustrie, insbesondere für Krupp Arbeitersiedlungen, Werkstätten, Fabriken, Kohlewäschen, Aufbereitungsanlagen, Brücken und Verkehrswege erstellt. Als bekennender Sozialist wollte er damit auch die Lebensbedingungen der Massen verbessern. Im britischen Mandatsgebiet Palästina, nach biblischer Terminologie dem „Land Israel“ (hebräisch Erez Israel), realisierte er große Wohnsiedlungen, wobei er seine Idee der „Bandstadt“ weiterentwickelte. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück.   

Erich Mendelsohn gründete 1924 mit Bauhaus-Gründer Walter Gropius und dem späteren Leiter dieser Schule, Ludwig Mies van der Rohe, den Berliner Ring, die führende Vereinigung progressiver Architekten. Nach der Machtübernahme der Nazis verließ er 1933 Deutschland. 1934 gründete er ein Architekturbüro in Jerusalem, 1941 ließ er sich in den USA nieder. Bevorzugt baute er Kaufhäuser, vornehme Villen, Universitäten, Banken, Krankenhäuser und Synagogen.

Das Bauhaus hatte erst ab 1927, also nach dem Umzug von Weimar nach Dessau, eine Bau- Abteilung, als Rings und Mendelsohn bereits renommierte Baumeister waren. Insgesamt gab es unter den mehreren hundert jüdischen Architekten, die bis 1939 nach Palästina auswandern sollten, nur sechs Bauhaus-Absolventen. Die aber hinterließen dem aufstrebenden Tel Aviv ein bleibendes Vermächtnis.

Die Wanderausstellung „Neues Bauen in Deutschland und Palästina-Erez Israel“ wurde vom Bauhaus-Center Tel Aviv, dem Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum und dem Museum Alte Synagoge Essen entwickelt. Sie wurde zuvor u.a. in Essen, Neuss, Dortmund und Köln gezeigt. Die Fotos aus Tel Aviv von Christof Klute sind eine einmalige Ergänzung und waren in dieser Kombination nur in Bergisch Gladbach zu sehen.

Unterstützt wurde das Projekt vom folgenden Sponsoren:

VHS Bergisch Gladbach

VR Bank eG – Bergisch Gladbach-Leverkusen

Bauhaus-Center Tel Aviv

Moses Mendelssohn Zentrumfür europäisch-jüdische Studien e. V.

Alte Synagoge Essen – Haus jüdischer Kultur