NS-Opfer ein Gesicht gegeben, Störung bei Gedenkfeier

Zu Tode geprügelt in der Kleinen Festung von Theresienstadt – so endete das Leben des Bergisch Gladbacher Bürgers Dr. Erich Deutsch den ausführlichen Erläuterungen des Historikers Götz-Rüdiger Tewes zufolge.

Anlässlich seines 144. Geburtstages am 14. Juli stiftete der Ganey-TikvaVerein eine Stele vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz des Mediziners an der Altenberger-Dom-Str. 128 in Schildgen.

Mit einem „Gedenken auf Augenhöhe“ und einem Brückenschlag vom Judenhass der NS-Zeit zu den Erscheinungsformen des Antisemitismus‘ in der Gegenwart wolle der GTV einen angemessenen Gegenentwurf zu oftmals würde- und emphathielosen Ritualen der deutschen „Gedenkkultur“ anbieten.

Es sei scheinheilig, zweimal im Jahr der Opfer der Shoah zu gedenken, und an den übrigen 363 Tagen im Jahr den heutigen oftmals israelbezogenen Antisemitismus zu tolerieren oder gar salonfähig zu machen.

Als bedürfe es noch eines Beweises dafür, verließen einige wenige Besucher der Veranstaltung den Pfarrsaal der Herz-Jesu-Kirche in Schildgen unter moserndem Protest. Man wolle sich das nicht anhören. Man sei hier, um die Stele zu enthüllen, pöbelte einer der Störer taktloserweise in der Gegenwart der betagten Enkeltochter des Ermordeten.

Die Enthüllung selbst nahm die Enkelin, Frau Ursula Völkner, gemeinsam mit dem Künstler Helmut Brands und der GTV-Vorsitzenden Petra Hemming vor.

Mit Werken von Ernest Bloch begleiteten Roman Salyutov und Lev Gordin vom Yachad Chamber Orchestra den Abend. Der Vorsitzende der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Jürgen Wilhelm, dankte dem GTV für sein hartnäckiges Engagement in der Sache und bot ihm auch weiterhin seine Unterstützung an.

Bürgermeister Frank Stein musste seine Teilnahme wegen der Überschwemmungen im Stadtgebiet kurzfristig absagen.