Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 – ein etwas anderes Gedenken

In einer würdevollen, sehr stillen Veranstaltung im Bergischen Löwen, die vom Ganey-Tikva-Verein und Dr. Roman Salyutow in Leben gerufen wurde, haben ca. 100 Bürgerinnen und Bürger aus Bergisch Gladbach und Umgebung der Reichspogromnacht von 1938 und der Terroropfer vom 07.10.2023 im Süden Israels gedacht.

Petra Hemming und Dr. Salyutow begrüßten die Anwesenden und führten durch das Programm.

Zu Beginn stellten Schülerinnen und Schüler des Dietrich-Bonnhöfer-Gymnasiums Leben, Werk und Tod des Reformpädagogen Janusz Korcak vor, der bis weit in den Krieg ein jüdisches Waisenhaus geleitet hatte und am 7. August 1942 zusammen mit seinen Schützlingen in der Gaskammer im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde. Korzak hatte es abgelehnt, die Kinder alleine zu lassen.

Mehr über das bemerkenswerte Leben Janusz Korzaks finden Sie auf Wikipedia.

In einer Live-Schaltung nach Israel sprach Petra Hemming mit Efrat Machikowa, die im Kibbuz Nir Oz lebt, eines der am meisten von den Anschlägen betroffenen Kibbuzim. Dort wurden 260 Menschen ermordet und unter anderem 15 Kinder nach Gaza verschleppt. Efrat bedankte sich für die Unterstützung aus Bergisch Gladbach und dem GTV, die in der israelischen Gesellschaft nicht unbemerkt geblieben ist. Die 16jährige Dekel, die aus dem Kibbuz vorübergehend in einem Hotel in Eilat am Roten Meer untergebracht wurde, spielte für das Publikum auf der Viola ein Stück von Johann Sebastian Bach. Dekels Vater wurde am 07.10. getötet, ihre Mutter nach Gaza verschleppt. Seitdem kümmert sie sich um ihre drei kleineren Geschwister. Petra Hemming bedankte sich im Namen des Publikums und sicherte dem Kibbuz Nir Oz unsere weitere Unterstützung zu.

Die gesammelten Spenden des Abends kommen den Bewohnern des Kibbuz zugute.

In der Pause hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, in einer kleinen Ausstellung Bilder von Itzhak Belfer zu sehen.

Itzak Belfer, der 2021 verstorben ist, galt als der letzte Überlebende des Waisenhauses, das Janusz Korzak geleitet hatte.

Er war mit seinen Eltern rechtzeitig geflohen und so der Vernichtung entkommen. In seinem Werk setzte er sich mit dem Leben Korzaks auseinander.

Zum Schluss der Veranstaltung führten Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Roman Salyutow das Stück „Kindertotenlieder“ auf. Gustav Mahlers Werk basiert auf Gedichten von Friederich Rückert und gemahnte das Publikum an das Schicksal der vielen toten und verschleppten Kinder.

Es war ein nachdenklicher Abend und ein ungewöhnliches Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938.