Major d.R. der israelischen Verteidigungsarmee Arye Sharuz Shalicar zu Besuch in Bergisch Gladbach
Auf Einladung des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Ganey Tikva e.V. (unter der Leitung von Petra Hemming) war Arye Sharuz Shalicar, Major d.R. der Israelischen Verteidigungsarmee, Publizist und Autor zu Gast in Bergisch Gladbach. Im vollbesetzten Saal las er aus seinem neuen Buch „Überlebenskampf“, stellte sich mit Charme und Witz den Fragen der Zuhörer und genoss zusammen mit allen Anwesenden in angenehmer Atmosphäre sichtlich zufrieden sein Lieblingsessen, Currywurst mit Pommes Frites.

Shalicar, Sohn iranischer Einwanderer, wurde in Göttingen geboren und wuchs in Berlin Wedding, einem damals multikulturell geprägten Viertel, auf. Er berichtete, dass sein Leben sich schlagartig verändert habe, als er mit 13 Jahren von seinem muslimischen Freund nach seiner Religion gefragt worden sei und er geantwortet habe, seine Eltern seien Juden. Ab diesem Zeitpunkt sei er ausgegrenzt und bedroht worden und habe um sein Überleben kämpfen müssen. Dieser Überlebenskampf ziehe sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Leben.
Der 7. Oktober 2023 sei der „Gamechanger“ für ihn und die israelische Gesellschaft gewesen. Israel habe die Hamas unterschätzt, sei auf die Hisbollah und den Iran fokussiert gewesen. Es habe keinerlei Hinweise auf eine mögliche Eskalation gegeben und auch er habe sich in Sicherheit gewogen. Aber die Sicherheitsbehörden hatten versagt, das militärisch-strategische Konzept Israels war nicht in der Lage, adäquat auf den Überfall der Hamas zu reagieren. Nur weil Israel innerhalb kürzester Zeit 400.000 Reservisten mobilisieren konnte, war es der israelischen Armee möglich, schnell wieder Herr der Lage zu werden.
Der größte Massenmord an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust und der darauffolgende Krieg habe Israel stark traumatisiert. Jeder sei vom Krieg betroffen, sei es als Soldat, als Angehöriger, als Reservist, als Zivilist. Niemand lebe sein „normales Leben“, aber das Land habe um sein Überleben gekämpft, immer wieder bedroht von Raketen, die von der Hisbollah, vom Jemen, vom Iran oder von Gaza abgeschossen wurden.
Merkwürdigerweise interessiere sich niemand für das Leid der Israelis, der Fokus sei ausschließlich auf das Leid in Gaza gerichtet. Die Berichterstattung zahlreicher Medien stelle immer wieder Israel als Aggressor dar. Verbrechen der Hamas würden unterbetont, dass sie ihre eigenen Leute als Schutzschilder instrumentalisierten nur selten erwähnt. Immer wieder werde der Vorwurf eines Genozids erhoben. Tatsächlich gäbe es weltweit kein Land, das jemals derart umfangreiche Vorkehrungen zum Schutz der Zivilbevölkerung getroffen habe. Die Bevölkerung Gazas sei immer wieder mit Flyern, SMS, Telefonanrufen vor Angriffen der israelischen Armee gewarnt worden. Man habe in Kauf genommen, eigene Soldaten hierdurch zu gefährden, weil gleichzeitig Hamaskämpfer ebenfalls gewarnt worden seien und sich auf die Angriffe hätten vorbereiten können. Dies sei von den Medien kaum zur Kenntnis genommen worden. Gleichzeitig sei aufgrund des Krieges in Gaza weltweit der Antisemitismus von Seiten der „Linken“, der „Rechten“ und der Islamisten geradezu explodiert, die Solidarität jedoch habe den Palästinensern gegolten, nicht den Jüdinnen und Juden oder den Israelis.
Zahlreiche Journalisten hätten bemängelt, dass sie nicht unabhängig aus Gaza hätten berichten können, sondern sich nur in Begleitung der IDF hätten bewegen dürfen. Statt zu begreifen, dass die Begleitung ihrem Schutz gedient habe, sie sich wohl kaum im Kampfgebiet hätten frei bewegen können, habe wohl die Phantasie bestanden, mit Gazanern freie Interviews führen zu können. Dass die Hamas dies wohl kaum zugelassen hätte, sondern den Protagonisten deren Darstellung diktiert hätte, wurde nicht wahrgenommen oder ausgeklammert.
Laut Shalicar hat die israelische Gesellschaft erkannt, dass das Überleben der Juden und der Israelis nur dann gewährleistet ist, wenn sie bereit sind, um ihr Überleben zu kämpfen – überall und jederzeit. Der Krieg wird strukturelle Konsequenzen für die IDF haben mit dem Ziel, auf zukünftige Bedrohungen immer vorbereitet zu sein. Derzeit scheine es bergauf zu gehen, die Terrorstrukturen der Hamas sind weitgehend zerstört worden, die Hisbollah, der Iran und die Huthis sind durch israelische Angriffe geschwächt. Alle Beteiligten seien guter Hoffnung, dass nunmehr Ruhe einkehren wird. Shalicar warnte jedoch davor, sich in Sicherheit zu wiegen. Es sei nur eine Pause, irgendwann werde ein neuer Überlebenskampf notwendig sein. Woher und wie und von wem wisse man nicht – die Frage aber wird sein, ob wir aus dem 7.10.2023 die richtigen Lehren gezogen haben werden.
