2023

Yachad – Gemeinsam für Israels Vielfalt

Nach dem Streik in Deutschland und dann in Israel sah es so aus, als würden unsere Gäste nicht kommen, aber drei der ursprünglichen vier Flüge für vier Teilnehmereinnen konnten in der letzten Minute noch umgebucht werden und somit kamen am Dienstag, 28.3.23 drei junge Israelinnen am Flughafen in Düsseldorf an. Amit, die israelische Partnerin für dieses Projekt, reiste separat an und traf am späten Nachmittag in Köln ein. Noch am gleichen Abend ging das offizielle Programm los mit einem Auftritt in der Synagoge Roonstraße, organisiert von der DIG in Köln. Die drei jungen Damen stellten sich, ihre Familie, ihre beruflichen und schulischen Ambitionen und Zukünftswünsche dem interessierten Publikum vor. Sehr souverän und professionell beantworteten die drei, die zwischen 16 und 18 Jahre alt sind, die Fragen der Zuhörer.

In den nächsten 4 Tagen folgten Auftritte an insgesamt 5 Schulen in Düsseldorf, Köln, Recklinghausen, Essen und dem NCG in Bergisch Gladbach. An einem Abend waren wir zu Gast bei der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der DIG Düsseldorf. Den Landtag haben wir ebenfalls besucht und den CDU Landtagsabgeordneten Martin Lucke getroffen. Anbei finden Sie eine kleine Collage, die einige Momente des Besuches festhält.

Die jungen Damen mit muslimischem und drusischem Hintergrund stehen für das diverse, bunte, tolerante Israel, das nicht – wie so oft in den Medien behauptet, seine Minderheiten unterdrückt. Immerhin macht der Anteil der nicht-jüdischen Israelis fast 25 % der Bevölkerung aus. Kamar, Rima und Seba wollen Ärztinnen und Anwältinnen werden, besuchen Schulen u.a. in Tel Aviv gemeinsam mit jüdischen Kindern und engagieren sich gegen Gewalt an Frauen, leisten einen sozialen Dienst an einem Krankenhaus in Haifa und sind dankbar für die Möglichkeiten, die ihnen Israel bietet.

Auch aufgrund des ausnahmslos positiven Feedback von allen Veranstaltungen gehen wir davon aus, dass dieses Projekt fortgeführt werden wird. Wir danken dem Land Nordrhein-Westfalen für die Förderung sowie der Firma Gieraths für die Unterstützung vor Ort!

Ben Salomo am 14.02: Deutscher Rap will keine Juden in seinem Ghetto

Wenn 300 Schüler einem Referenten zwei Stunden gebannt folgen, dann trifft er offensichtlich den richtigen Ton. Zumal er als Rapper aus einem Umfeld berichtet, das den jungen Menschen bestens vertraut und bei ihnen sehr beliebt ist.

Am 14.02.23 war auf unsere Einladung und mit Unterstützung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit der deutsch-israelische, jüdische Rapper Ben Salomo in Bergisch Gladbach und Overath zu Besuch. Salomo ist der Gründer und Betreiber der erfolgreichen YouTube Veranstaltungsreihe „Rap am Mittwoch“, die ca. 417.000 Abonnenten und 112 Millionen Views erzielte, bis Salomo das Format nach fortwährenden antisemitischen Anfeindungen in der Szene 2018 unter Protest aufgab.

Ben Salomo konnte die insgesamt 300 Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums Overath und des Nicolaus-Cusanus Gymnasiums für antisemitische Äußerungen und Verbindungen der Rap Szene in Deutschland zu islamistischen Terrororganisationen sensibilisieren, indem er beispielsweise deren Bildsprache transparent machte ihnen und seine ganz persönliche Geschichte erzählte und diese eindrucksvoll mit Fotos untermalte. Allein im Zeitraum von 2000 bis 2020 erschienen ca. 120 Rap-Songs mit unterschiedlichen antisemitischen Botschaften.

Am Abend berichtete Ben Salomo in der gut besuchten Volkshochschule Bergisch Gladbach über Formen des Antisemitismus, der in den letzten Jahren salonfähig geworden ist und sich sehr oft durch den israelbezogenen Antisemitismus äußert. So wies Salomo u.a. darauf hin, dass Theodor W. Adornos Zitat: „Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden“ ersetzt werden könnte durch „Der Antisemitismus ist das Gerücht über Israel“. Viele Fakten über Israel sind nicht bekannt oder werden bewusst ausgeblendet.

Vortrag von Dr. Oren Osterer am 13.02. zum Thema: „75 Jahre Israel“

Dr. Oren Osterer führte durch die Geschichte des Mandatsgebiets Palästina und dessen innerer gesellschaftsgeschichtlicher Entwicklung bis zur Staatsgründung Israels und bis zum jüdisch-panarabischen Bürgerkrieg.

Zu bemerken ist insbesondere, wie wichtig es ist, dass man die historische Entwicklung faktenbasiert, umfassend und kontextgetreu aus gesamthistorischem Blickwinkel, frei von persönlichen Befindlichkeiten darstellt. Das fehlt in der deutschen Gesellschaft und in gesellschaftlichen Debatten zumeist. Denn es gab und gibt eine gemeinsame Geschichte Palästinas vor der ethnischen Feindschaft, die heute als Nahostkonflikt bekannt ist. Palästina war immer Heimstätte verschiedener ethnisch-religiöser Gruppen. Und die Veränderungen durch den Zionismus, der das jüdische Volk in Zusammenhalt und Nationalbewusstsein vereinte, sind ein von der arabischen Seite ursprünglich begrüßter und unterstützter Teil palästinensischer Geschichte. Auch wenn am Ende der Wunsch nach einem eigenen jüdischen Staat bestand. Und dieser Weg wurde rechtens, mit Rücksicht auf die arabischen Bürger und auf rechtlich-demokratischer Basis beschritten, bevor antisemitische revanchistische arabische Eliten das Klima vergifteten. Diese Differenzierung und analytische Schärfe ist es, durch das Osterers Vortrag besticht.

Den Schluss den wir aus dem heutigen Abend ziehen, ist, dass man sich manchmal eben doch die Mühe machen muss, sich umfassend einzulesen, bevor man seine Meinung zu Themen herausposaunt.

Die Veranstaltung war teilweise in Präsenz und Zoom gestaltet, die circa 40 Teilnehmer bedanken sich herzlich bei Herrn Dr. Osterer

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